Das Hoch­haus zur Palme in Zürich

Eines der ältes­ten Hoch­häu­ser der Stadt Zürich

Schon 1956 waren die Pläne für das Hoch­haus zur Palme bereit, jedoch stellte sich der Denk­mal­schutz gegen ihre Umset­zung. Grund dafür war eine 1834 errich­tete Villa auf die­ser Par­zelle. Das von Hans Con­rad Stad­ler ent­wor­fene Wohn­haus war zunächst in Besitz von Doro­the Sto­cker-Schau­fel­ber­ger und ihrem Sohn, Ober­rich­ter Bern­hard Sto­cker. 1862 erwarb der Sei­den­fa­bri­kant Hans Cas­par Bau­mann das Gebäude. Er ver­lieh der bis dahin «zum Neu­gar­ten» genann­ten Villa den Namen «zur Palme», in Andenken an sein Vater­haus in Hor­gen. Die­sen Namen sollte auch das neue Hoch­haus erhal­ten, das seine Uren­kel Vera Vui­el­let-Bau­mann, Wal­ter Bau­mann und Ilda Schind­ler-Bau­mann in Part­ner­schaft mit der Schwei­ze­ri­schen Kre­dit­an­stalt, der heu­ti­gen Credit Suisse, anstelle des Wohn­hau­ses errichteten.

Die Palme ist ein Hoch­haus mit sei­nen spe­zi­fi­schen Pro­ble­men in Bezug auf Fun­die­rung, Gestal­tung und Höhn­aus­deh­nung. Wir haben die­sen Bau immer als aus­ser­or­dent­li­che, geschickte und inter­es­sante Lösung für ein Hoch­haus betrachtet. 

R. Hen­auer und J. LeeErläu­te­run­gen des Inge­nieurs, Zürich

Zwei unter­schied­li­che Teile

Das von den Archi­tek­ten Max Hae­feli, Wer­ner Max Moser und Rudolf Stei­ger ent­wor­fene Gebäude besteht aus zwei Unter­ge­schos­sen, dem Erd­ge­schoss und 13 Ober­ge­schos­sen. Der gesamte Bau weist zwei sehr unter­schied­li­che Teile auf: das Hoch­haus mit einer Grund­flä­che von 1200 m2 und der Laden­trakt mit nur einem Unter­ge­schoss und einer Flä­che von 2400 m2. Auf­grund der unter­schied­li­chen Belas­tung die­ser bei­den Bau­trakte und der mono­li­thi­schen Bau­weise des Hoch­hau­ses konnte man nur kleinste Set­zungs­un­ter­schiede zulas­sen. Das Fun­da­ment ruht auf 88 Bohr­pfäh­len von zirka 30 m Länge. Jeder die­ser Pfähle trägt eine Last von 450 t. Die Fun­da­ment­platte über den Pfäh­len weist eine Dicke von etwa 2 m auf und besteht aus einer inne­ren und einer äus­se­ren Wanne. Der nied­rige Laden­trakt ist mit einer durch­ge­hen­den Fun­da­ment­platte auf den wei­chen Bau­grund fun­diert. Die Bau­grube wurde mit einer dich­ten, über­schnit­te­nen Bohr­pfahl­wand tem­po­rär gesichert.

Auf­wen­dige Modellversuche

Ein kräf­tig aus­ge­bil­de­tes Trag­ge­schoss über den 8 Stüt­zen mit je 3000 t Traglast, schul­tert die 10 in armier­tem Beton gefer­tig­ten Büro­ge­schosse und beher­bergt Instal­la­tio­nen und Lüf­tungs­an­la­gen. Die dafür erfor­der­li­chen Hohl­räume in der hoch­be­las­te­ten Abfang­kon­struk­tion brach­ten grosse inge­nieur­tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen mit sich. Um mas­sive Armie­rungs­ein­la­gen zu ver­mei­den, ord­nete man an den kri­ti­schen Stel­len Vor­spann­ka­bel an. Durch auf­wen­dige Modell­ver­su­che konnte man die zu erwar­ten­den Span­nun­gen und Durch­bie­gun­gen, auch ohne Com­pu­ter­be­rech­nun­gen, ermit­teln. So liess sich die Trag­struk­tur sicher bemes­sen und die opti­male Länge der Spann­ka­bel bestim­men. Eine äus­sert erfin­de­ri­sche Lösung, wie sich auch an ande­rer Stelle zeigte.

Ver­ti­kalka­bel als Ausgleich
Die vor­fa­bri­zier­ten Fas­sa­den­stüt­zen der Büro­ge­schosse ste­hen im Freien aus­ser­halb der Fas­sa­den­flucht. Dadurch sind sie Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen aus­ge­setzt, die Längs­aus­deh­nun­gen bis zu 1.3 cm ver­ur­sa­chen. In den obe­ren Geschos­sen ent­ste­hen so grös­sere ver­ti­kale Bewe­gun­gen, aus­ser­dem ist dort die Säu­len­last klein. Um die Rah­men­mo­mente bei den Säu­len­stös­sen zu ver­rin­gern, ver­spannte man die obe­ren Fas­sa­den­säu­len mit Ver­ti­kalka­bel und Felsanker.

Ein küh­nes Konzept
Die zwei inein­an­der­ge­schlun­ge­nen, spi­ral­för­mi­gen Autoram­pen zwi­schen Erd­ge­schoss und der Par­king­ter­rasse im 2. Ober­ge­schoss beschrei­ben je einen Bogen von fast 360° ohne Stüt­zen, bei einer Länge von 50 Metern und einer Aus­kra­gung von etwa 20 m. Eine nach dama­li­gen Ver­hält­nis­sen kühne Kon­struk­tion. Auch hier trug der Erfin­der­geist von Hen­auer Gug­ler mass­geb­lich dazu bei, eine aus­ser­or­dent­li­che Lösung zu ent­wi­ckeln. So zeig­ten die Ram­pen eine Bie­ge­li­nie mit gros­sem Aus­schlag, was die Not­wen­dig­keit von Brüs­tun­gen unter­strich. Ihr Eigen­ge­wicht aber stei­gerte die Gesamt­last. Über ein Ver­suchs­mo­dell ermit­telte man die ideale Anord­nung und Spann­kraft der Vor­span­nung der Platte im Vor­feld. Dank die­sem Vor­ge­hen konnte man die gerech­nete Durch­bie­gung um rund die Hälfte redu­zie­ren. Spä­tere Belas­tungs­ver­su­chen am fer­ti­gen Bau­werk ermög­lich­ten es, die Resul­tate aus den Modell­ver­su­chen zu überprüfen.

Eine Brü­cke zwi­schen ges­tern und heute
Schon damals war das Gebäude mit sei­nen Abmes­sun­gen und aus­ge­feil­ten Details Tages­ge­spräch und genoss inter­na­tio­nal Aner­ken­nung. Dafür sorgt seit 1996 auch ein Kunst­werk­werk von Ilya Kaba­kov. Es trägt den Namen «Der gefal­lene Kron­leuch­ter». Die Instal­la­tion schlägt eine Brü­cke von der eins­ti­gen Villa bis in die Neuzeit.

Quer­schnitt des Gebäu­des am Turm.
Stan­dard­grund­riss des Büro­turms und der Pent­house-Etage mit Büros und Konferenzräumen.
Unter­sicht der Rampe 1 (Mas­stab 1:350) und Ram­pen­quer­schnitt 1:175
10 bis 70: Bezeich­nung der Schnitte
S: die ein­zi­gen Stützpunkte der Rampe
V1. V2, V3: Lage der Vor­spann­ka­bel, die Im Modell geprüft wur­den. Bei der Ausführung wurde zwi­schen V2 und Vj eine Schar von Kabeln ver­legt
Ein­fluss­li­nien für Deh­nun­gen in Ram­pen­längs­rich­tung für Ein­zel­last von 4000 kg in Ram­pen­mitte (+ Zug]
Belas­tung an einem inne­ren Anlenkpunkt.
Getriebe zur Auf­nahme von Qr.