Der Umbau des Hotel Atlan­tis in Zürich

Eine Legende erhält ein neues Gesicht
Fred­die Mer­cury, Grace Jones, Muham­med Ali oder Rihanna: Die Gäste des Hotel Atlan­tis in Zürich sind ebenso glanz­voll wie seine 130 Zim­mer. Schon in den 1970er Jah­ren war das Atlan­tis «The place to be». Das moderne, vom Archi­tek­ten­ehe­paar Anne­ma­rie und Hans Huba­cher ent­wor­fene Hotel am Hang des Uet­li­bergs ist ein weit­hin sicht­ba­res Bau­zeug­nis der Nach­kriegs­mo­derne. Sein drei­flü­ge­li­ger Grund­riss, seine asym­me­tri­sche Y- Form mit geschwun­ge­nen Über­gän­gen geben dem Gebäude eine ein­präg­same Erschei­nung. Den­noch ver­blasste der Mythos im Laufe der Jahr­zehnte. Seit 2004 führte das ehe­mals so glor­rei­che Hotel ein Nischen­da­sein. Nach vier Jah­ren Leer­stand diente es zunächst als Heim für Asyl­su­chende und geriet dann in das Visier von Haus­be­set­zern. Nach eini­gen erfolg­lo­sen Ver­su­chen, durch diverse Anpas­sun­gen an den alten Glanz anzu­knüp­fen, ent­schloss sich der Bau­herr «Neue Hotel Atlan­tis AG», das Haus zeit­ge­mäss zu erneu­ern. Unter dem Motto «Back to the roots – up to date» sollte es als moderne Hotel­an­lage im geho­be­nen 5- Sterne-Bereich zu neuem Ruhm kommen.

Die drei geschwun­ge­nen Längs­fas­sa­den fan­gen wie Hohl­spie­gel die Morgen‑, Mit­tag- und Abend­sonne ein; sie ori­en­tie­ren die Zim­mer­fron­ten einer­seits in Rich­tung von Stadt, See und Berge, ander­seits in Rich­tung der Wie­sen und Auen­wäl­der des süd­lich gele­ge­nen Uet­li­berg­fus­ses und drit­tens in Rich­tung Lim­mat­tal und Käferberg. 

Hans und Anne­ma­rie Huba­cher-Con­s­tamSchwei­ze­ri­sche Bau­zei­tung, 9. Sep­tem­ber 1971

Unter Denk­mal­schutz
Hen­auer Gug­ler erhielt die Auf­gabe, das Pro­jekt aus­zu­ar­bei­ten und zu rea­li­sie­ren sowie die Bau­ar­bei­ten zu kon­trol­lie­ren. Ein muti­ges Unter­fan­gen. Denn auf­grund sei­ner städ­te­bau­li­chen und archi­tek­to­ni­schen, aber auch wirt­schafts- und sozi­al­his­to­ri­schen Bedeu­tung stand das Gebäude seit 2013 unter der Auf­sicht des Denk­mal­schut­zes. Die bau­li­chen Ein­griffe erstreck­ten sich über das gesamte Gebäude. Man erneu­erte alle Zim­mer, die kom­plette Haus­tech­nik und auch die Fas­sade. Zur bes­se­ren Erschlies­sung des Gebäu­des und Erfül­lung der Erd­be­ben­sta­bi­li­tät baute man neue Trep­pen­haus- und Lift­kerne. In den Unter­ge­schos­sen ent­stand neben den Tech­nik­zen­tra­len ein gros­ser Spa-Bereich mit Sau­nen, Dampf­bad, Schwimm­bad, Fit­ness und Well­ness­be­reich. Das bestehende Atti­ka­ge­schoss wurde abge­bro­chen und durch ein neues, erhöh­tes Geschoss ersetzt.

Umfas­sende Betonsanierung
Das Hotel Atlan­tis ist ein typi­scher Beton­bau aus den 1960er Jah­ren. Beton­de­cken, vor­fa­bri­zierte Fas­sa­den­stüt­zen und Beton­wände bil­den die Trag­struk­tur. Viele der Beton­wände in den Ober­ge­schos­sen wir­ken als Trag­schei­ben, die­nen der Aus­stei­fung und lei­ten die Kräfte teil­weise über ein räum­li­ches Trag­sys­tem auf die unte­ren Geschosse bis auf die Boden­platte ab. Das Gebäude ist flach fun­diert. Im Bereich der neuen Kerne und bei gros­sen Ein­zel­las­ten von neuen Stüt­zen sowie bei Ver­stär­kun­gen der bestehen­den Fun­da­tion, wurde das Gebäude auf Mikro­pfähle abge­stellt. Die Trag­struk­tur unter­zog man einer umfas­sen­den Betonsanierung.

Garage mit Aussenpool
Die neue 2- geschos­sige Tief­ga­rage ist ein klas­si­scher, flach fun­dier­ter Ort­be­ton­bau mit Flach­de­cken, Wän­den und vor­fa­bri­zier­ten Stahl­be­ton­stüt­zen. Zur Erstel­lung der Bau­grube musste man einen Teil des bestehen­den Gebäu­des unter­fan­gen. Um Set­zun­gen zu ver­hin­dern, wur­den Mikro­pfähle, Abfang­jo­che und Flach­pres­sen in Etap­pen ein­ge­baut. Ein Gross­teil der Bau­grube konnte geböscht aus­ge­führt wer­den. In Teil­be­rei­chen wur­den tem­po­räre Nagel­wände rea­li­siert. Auf der Gebäu­de­süd­seite erstellte man auf der bestehen­den Garage einen 25 m Aus­sen­pool und diverse Umgebungs-Gestaltungselemente.

Gepfleg­ter Lifestyle
Im Dezem­ber 2015 fei­erte das Atlan­tis seine Wie­der­öff­nung unter sei­nem neuen Namen «Atlan­tis by Giar­dino». Wie so viele ist auch die­ses erfolg­rei­che Kon­zept der Corona-Krise zum Opfer gefal­len. Die Geschichte des Atlan­tis geht jedoch den­noch wei­ter. Am 1. Juli 2022 öff­net es als FIVE Hotel einer anspruchs­volle Life­style-Kli­en­tel seine Pforten.

Ein­gangs­ge­schoss.
Restau­rant­ge­schoss.
Ers­tes bis drit­tes Obergeschoss.
Atti­ka­ge­schoss.
Dach­ge­schoss.