Der Um- und Neu­bau Post­Parc Bern

Neue Gebäude für ein attrak­ti­ves Stadtzentrum
Mit der Art der Kom­mu­ni­ka­tion ver­än­dern sich auch ihre Wege. Auch wenn Brief- und Paket­sen­dun­gen noch immer ihren Platz in unse­rem All­tag haben, der grösste Teil des Aus­tauschs von Infor­ma­tio­nen geschieht über elek­tro­ni­sche Medien. Damit ver­liert auch die frü­her not­wen­dige Anbin­dung an die SBB mehr und mehr an Bedeu­tung. Auch weil gross­flä­chige Brief­zen­tren das Sor­tie­ren der Sen­dun­gen längst effi­zi­en­ter gestal­ten. Die frü­he­ren Immo­bi­lien in Bahn­hofs­nähe erhal­ten einen neuen Ver­wen­dungs­zweck, so auch die Gebäude der Schan­zen­post. Aus dem ehe­mals geschlos­se­nen Brief­zen­trum sollte ein offe­nes Gebäude mit neuen Büro- und Geschäfts­räu­men ent­ste­hen, das die Attrak­ti­vi­tät des Ber­ner Bahn­hofs stei­gert. Die Schwei­ze­ri­sche Post rich­tete des­halb einen mehr­stu­fi­gen Pro­jekt­wett­be­werb mit dem Titel «Umnut­zung Schan­zen­post« aus. Das Team aus Andrea Roost dipl. Arch. BSA/SIA/SWB Bern und der Hen­auer Gug­ler AG konnte diese Kon­kur­renz für sich ent­schei­den, das Vor­pro­jekt aus­ar­bei­ten, es umset­zen und die Bau­kon­trolle übernehmen.

Die Eigen­art des Ortes soll erhal­ten bleiben. 

Archi­tekt Andrea RoostBZ am 10.02.2012

Prä­zi­sion in Pla­nung und Umsetzung
Der erste Spa­ten­stich am 8. Novem­ber 2011 mar­kierte den Beginn der Bau­ar­bei­ten. In direk­ter Umge­bung des zweit­gröss­ten Bahn­hofs der Schweiz ent­stand ein moder­nes städ­ti­sches Dienst­leis­tungs­zen­trum mit Büro­flä­chen, Läden und Restau­rants sowie einer Post­stelle und einer Filiale der Post-Finance. Die Pend­ler, Pas­san­ten, Anwoh­ner sowie die angren­zen­den Betriebe soll­ten in den vier Jah­ren Bau­zeit keine Ein­schrän­kun­gen erfah­ren. Des­halb blie­ben die sehr nah an der Bau­stelle ver­lau­fen­den Gleise stän­dig in Betrieb – eine enorme Her­aus­for­de­rung, die höchste Prä­zi­sion bei der Pla­nung und der Umset­zung erfor­derte. Auch die Anfor­de­run­gen an das Trag­werk, die Gebäu­de­hülle und die Logis­tik der Bau­stelle waren dem­entspre­chend hoch.

Arbei­ten in direk­ter Gleisnähe
Als ers­tes baute man dem Post­bahn­hof neben dem Gleis­feld aus dem ers­ten Unter­ge­schoss neu auf. Bei der Bemes­sung der Stahl­be­ton­aus­sen­wände waren auch Anprall­las­ten von Schie­nen­fahr­zeu­gen in Längs- und Quer­rich­tung zu berück­sich­ti­gen. Zudem erstellte man im Rah­men der Umbau­ar­bei­ten eine Schutz­wand mit einer Abstütz­kon­struk­tion aus Stahl. Par­al­lel dazu baute man das bestehende zweite Unter­ge­schoss um. Dies ermög­lichte den Bau einer wirt­schaft­li­chen Trag­kon­struk­tion in Mas­siv­bau­weise. Der pro­jek­tierte Ske­lett­bau aus Ort­be­ton­flach­de­cken und Pilz­de­cken, Stüt­zen und den sta­bi­li­sie­ren­den Ker­nen liess eine fle­xi­ble Nut­zung zu. Die Dach­zen­trale auf der obers­ten Ebene plante und erstellte man als Stahl­kon­struk­tion mit Blech­dach. Diverse Bau­teile wie Stütz­mau­ern, Trep­pen­auf­gänge, Brü­cken­leit­mau­ern und Anlie­fe­rung rea­li­sierte man in optisch hoch­wer­ti­gem Sicht­be­ton. Das elf Eta­gen umfas­sende Bau­werk ist im End­zu­stand 42 m hoch, 112 m lang und 29 m breit.

Belas­tun­gen abfangen
Das zwei­ten Teil­pro­jekt wid­mete sich der Kon­struk­tion der Bau­ten über dem Gleis­feld. Der neue Rei­ter­bau hat ins­ge­samt 10 Eta­gen, eine Länge von 180 m, eine Breite von 25 m und eine totale Höhe von 44 m. Die bestehende Per­ron­de­cke eig­nete sich nicht als Abfang­de­cke für die dar­über ange­ord­nete neue Trag­kon­struk­tion. Des­halb ruht das neue Trag­werk auf einer Reihe bestehen­der Stüt­zen und den umge­bau­ten Lift­schäch­ten des Per­ron Geschos­ses. Dem­zu­folge über­nimmt die neue Trag­kon­struk­tion des Rei­ter­baus die gros­sen, bis zu 18 m rei­chen­den Spann­wei­ten der Per­ron­de­cke. Dank des Ein­sat­zes einer Ver­bund­de­cken­kon­struk­tion ver­rin­gerte sich das Gebäu­de­ge­wicht, die vor­han­de­nen Per­ron­stüt­zen und ihre Fun­da­tion muss­ten somit nicht ver­stärkt wer­den. Die Dach­zen­trale auf der obers­ten Ebene rea­li­siert man in Leicht­bau­weise, die Trag­kon­struk­tio­nen der übri­gen Bau­ten neben dem Gleis­feld in Massivbauweise.

Neue Dimen­sio­nen
Das dritte Teil­pro­jekt befasste sich mit dem Kra­gen­bau sowie der Sanie­rung des Hoch­hau­ses Schan­zen­post. Der Kra­gen­bau des Hoch­hau­ses umfasst 3 Eta­gen und ist 12 m hoch, 49 m lang und 32 m breit. Die neuen Flach­de­cken des Kra­gen­baus schloss man mon­oly­thisch an die Trag­struk­tur des Hoch­hau­ses an, was die Sta­bi­li­tät der Kon­struk­tion erhöhte. Die Decken der nörd­li­chen Aus­kra­gung in der Ebene 03 und der Ebene 10, der obers­ten Hoch­hau­se­bene, rea­li­siert man als leichte Stahl­be­ton­ver­bund-Decken­kon­struk­tion. Den Stüt­zen­ras­ter über­nahm man aus dem bestehen­den Unter­ge­schoss. Die obers­ten zwei Stock­werke des Hoch­hau­ses baute man zurück und erstellte sie in ange­pass­ten Dimen­sio­nen neu.

Eine Welle zum Abschluss
Das vierte Teil­pro­jekt fokus­sierte sich auf die Kon­struk­tio­nen Pas­se­relle (IV a) und Anpas­sung der Fas­sade der Grosse Schanze AG (IV b). Das neue Gebäude des Post­Parc wird mit dem Buben­berg­zen­trum durch eine Pas­se­relle ver­bun­den. Diese über­brückt die Bogen­schüt­zen­strasse mit einer Spann­weite von ca. 22 m. Die letz­ten 3 m der Pas­se­relle Seite Buben­berg­zen­trum muss­ten aus archi­tek­to­ni­schen Grün­den frei blei­ben. Der so ent­stan­dene Schna­bel erwies sich als für die Trag­struk­tur dyna­misch posi­tiv wir­kend, er redu­ziert die Eigen­fre­quenz der Pas­sa­relle mass­ge­bend. Eine innere Tor­si­ons­aus­stei­fung führte zur Erfül­lung der von der Norm gefor­der­ten Eigen­fre­quenz­werte. Das ursprüng­li­che Paket­amt über der Kas­ten­de­cke grenzte an das Gebäude der Grosse Schanze AG. Der Rück­bau die­ses Gebäu­des machte eine Ergän­zung der bestehen­den Fas­sade der GSAG erforderlich.

Ein gros­ser Erfolg
Im Februar 2016 öff­ne­ten sich die Glas­tü­ren der neuen gröss­ten Post­fi­liale der Schweiz zum ers­ten Mal für Ihre Kun­din­nen und Kun­den. Als ers­tes Laden­ge­schäft aber begrüsste die Con­fi­se­rie Eichen­ber­ger schon im Novem­ber 2015 Ihre Gäste im Post­Parc Bern. Laut dem Maga­zin Immo­bi­lien Busi­ness waren zu die­sem Zeit­punkt bereits 95 % der Laden­flä­chen vermietet.

Visua­li­sie­rung Teilprojekte
I Teil­pro­jekt: Hauptbahnhof
II Teil­pro­jekt: Neuer Reit­bau über dem Gleis­feld mit Nord- und Südkopf
III Teil­pro­jekt: Kra­gen­bau und Hoch­haus Schanzenpost
Wand 80cm
2015-11-15 Kom­bi­na­tion: 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 8 + 9 + 10 + 11
Defor­ma­tion y
Ska­lie­rungs­fak­tor: 1.000
Maxi­ma­ler Wert: 0.792 mm
Mini­ma­ler Wert: ‑3.646 mm
Per­ron­de­cke.
Pas­se­relle Fachwerk
Stahl­bau Passerelle.